Aktuell[1]
Seit dem 29. August 1954 läuten im Glockenstuhl der Bunten Kerke drei Bronzeglocken. Sie wurden von der Firma Rincker, Sinn bei Herborn gegossen. Es handelt sich dabei um folgende (die Inschriften jeweils in Blockbuchstaben):
Ewigkeitsglocke
Gewicht: 720 kg; Schlagton: g‘; Inschrift:
O Land Land Land höre des Herrn Wort + Jeremia 22 Vers 29 +
+ Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit + +
Ich rufe zur Andacht ‧ ich rufe zur Bahre ‧ vor Sturmesgeläut euch Gott bewahre +
K L A N G B E I S P I E L
Gebetsglocke
Gewicht: 392 kg; Schlagton: b‘; Inschrift:
Herr erbarm erbarme dich ‧ Auf uns komme Herr dein Segen +
Auf dich hoffen wir allein ‧ Lass uns nicht verloren sein +
Nach zwei Weltkriegen den Gefallenen zum Gedächtnis ‧ Den Lebenden zur steten Mahnung ‧ 1914-18 und 1939-45 ‧ Evangelische Kirchengemeinde Lieberhausen +
K L A N G B E I S P I E L
Taufglocke
Gewicht: 297 kg; Schlagton: c‘‘; Inschrift:
+ Sei Gott getreu ‧ halt seinen Bund ‧ o Mensch in deinem Leben ++
+ Denk an den Kauf in Deiner Tauf ‧ wie er sich Dir verschrieben +
Die mich frühe suchen finden mich + Sprüche 8 Vers 17 + Der Jugend anlässlich der Restaurierung der <Bunten Kerk> +
K L A N G B E I S P I E L
Volles Geläut
Historisches
Im Jahre 1755 wird das erste Mal von „2 Klocken“ im „Thurm“ der Lieberhäuser Kirche von Johann Diederich von Steinen berichtet.[2] 1896 werden „2 mittelmäßig grosse Glocken“ in einer Kirchspielbeschreibung genannt. Ferner soll die größere den Namen des Lieberhäuser Pastors Conradus Kalthöber getragen haben. Kalthöber war 1636-1688 im Amt. Die kleinere Glocke hatte folgende Inschrift:
Durch das Für bin ich geflossen / Johannes und Matthias Helling hat mich gegossen / Detmar Weppierth pastor / ao MDCXXX9[3]
Doch ist kein Pastor mit Namen Weppierth in Lieberhausen im Jahr 1639 bekannt. Daher ist zu vermuten, dass diese kleinere Glocke ursprünglich für eine andere Kirche gegossen wurde.
1850 sind für Lieberhausen drei Glocken „umgegossen“ worden. Von diesen dreien galt es im ersten Weltkrieg eine 613kg schwere Bronzeglocke nach einem Anerkennungsschein vom 31. Juli 1917 abzugeben.[4] Pfarrer Stüber spricht 1936 von zwei Glocken, die abgegeben mussten, „nachdem sie zum Abschied noch eine halbe Stunde ihr Geläute über Berg und Tal hatten erschallen lassen“.[5]
Zwölf Jahre musste man in Lieberhausen folglich mit einer Glocke auskommen, bis sich die Gemeinde in für sie gute Zeiten ein neu gegossenes Dreiergeläut anschaffte. Feierlich wurde dieses am 17. März 1929 von den Gemeindegliedern und Kindern des Kindergottesdienstes in Niederrengse eingeholt und zur Kirche gebracht.[6]
Hierbei handelte sich um Glocken aus „Klangstahl“ (Eisenhartguß) von Schilling & Lattermann, Apolda mit folgenden Daten[7]:
Große Glocke
Gewichte: 1350 kg; Schlagton: e; Inschrift:
Joh. 15,13 Die Ev. Kirchengemeinde in Lieberhausen 1929. Den Gefallenen zum bleibenden Gedächtnis, den Lebenden zur steten Erinnerung.
Mittlere Glocke
Gewicht: 750 kg; Schlagton: g; Inschrift:
Zum Worte Gottes lad ich euch, kommt, kommt, es führt zum Himmelreich. Ans Beten mahnt euch mein Geläut! Die Stunden fliehn. Macht euch bereit zur Seligkeit.
Kleine Glocke
Gewicht: 500 kg; Schlagton: a
Diese Glocken wurden „in einwandfreiem Zustand“ 1954 an die evangelische Kirchengemeinde Roggendorf bei Mechernich/Eifel verkauft.[8] Anlass war der Erwerb der Bronzeglocken der Firma Rincker, Sinn im gleichen Jahr, die bis heute aus dem Turm der Bunten Kerke erschallen.
Quellen/Literatur
Von Steinen, Johann Diederich: Westphälische Geschichte. Lemgo 1755 (Das X. Stück. Historie Des Amts Neustadt. Das VII. Kapitel. Vom Kirchspiel Libberhausen.)
Hillenbach, Siegfried; Pampus, Klaus (Hrgs.): Glocken und Geläute im Oberbergischen [=Beiträge zur oberbergischen Geschichte Sonderband 2]. Gummersbach 2003 (S. 210: Lieberhausen, ev. Kirche)
Stüber, Adolf (Hrsg.): Festschrift 350 Jahre Evangelische Gemeinde Lieberhausen. 1586-1936. Kassel 1936
Dokumente aus den Akten des Kirchenarchivs
[1] Flugblatt „Nachrichten aus dem Gemeindeleben“ (Datiert mit: Anfang September 1954) – Gemeindearchiv Lieberhausen & Glocken und Geläute im Oberbergischen (2003), S. 210f.
[2] Von Steinen (1755): „Westphälische Geschichte“ Das X. Stück: Historie des Amts Neustadt, S. 376
[3] Glocken und Geläute im Oberbergischen (2003), S. 211
[4] Anerkennungsschein vom 31.07.1917 – Gemeindearchiv Lieberhausen
[5] Festschrift 1936
[6] Festschrift 1936
[7] Glocken und Geläute im Oberbergischen (2003), S. 212
[8] Glocken und Geläute im Oberbergischen (2003), S. 212